Von 15. Februar bis 19. März 2023, laden Sie drei Schaufenster im Grazer Stadtraum zum konsumbefreiten Betrachten ein. Fernab der innerstädtischen Tourismuszonen werden diese so zu „Schau-Fenstern“ im wahrsten Sinn des Wortes – für alle und rund um die Uhr zugänglich.
Lassen Sie sich von diesen Fenstern in fantastische Bildwelten entführen. Lauschen Sie den Erzählungen von „Prunk und Pracht“, „Wald“ und „Wolkenkuckucksheim“, inspiriert von Märchen unterschiedlicher Kulturen und Sprache. Hier gibt es nichts zu kaufen, trotzdem lohnt sich das Stehenbleiben und Innehalten, das Schauen und Zuhören. Wir wünschen genussvolles Staunen.
Warte.
Weilen will die Sünde.
Waldesrauschen. Wilde Gründe.
Rosenbund. Schneeweißchens Bär.
Beutetiere — alte Mär —
hatten Herden.
Heute werden
Schatten über Nacht Gebärden.
Werden Wölfe Hirten
Schafe zu bewirten…
Sieben Berge. Sieben Zwerge.
Blut und Fleisch und krumme Frau.
Hexenhaus und Himmels Blau.
In der Kammer, schweigend, strickt
Schwester Hemd für Hemd, geschickt
aus Vertrauen und Geduld.
Fremd sind uns der Wunsch, die Schuld.
Fremd die Scham. Der Wald von Nutz.
Gut zum Schutz, und gut zum Trutz.
Wald ist Bergen,
Haus von Zwergen,
Haus von Riesen,
Wald ist fließen,
Wald ist Stein, und Wald ist Schimmel.
Wald ist Quelle und Gewimmel.
Wald ist Tod — die düstere,
Wald ist Schlaf — die zwölfte Fee.
100 Jahre Blut.
Rosen, Dornen, Mut.
Suche! Such den Fluch!
Ist’s Jorindes Eule?
Eines Wolfs Geheule?
Ist’s ein böser Bann?
Ein durchbohrter Schwan?
Nichts ist sonnenklarer wahr,
als daß alles, sonderbar
ZEIGEFINGERHUTVERRENKT
an des Waldes Rand gedrängt,
Tischleindeckdich’s Knüppel schwenkt.
Und beim Waldesrauschen lauschen
wir zum guten Schluß
Rotkehlchen vom Überfluss
zwitschertritschertratschen.
Und am Ufer klatschen
Turteltäubchen, flügelflugs,
und der Fuchs.
Von oben loben
Feen heiter.
Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann
feet es weiter…
Da flog die Taube zur Tür hinaus.
Da tropfte ein Tropfen Blut heraus.
Die Feder weiß, das rote Meer,
der Vogel Greif, das goldne Heer
der Abendwolken. Wind von Süd.
Lavendelduft und das Geblüht
von Sternen und von Rosen rot.
Der Kuckuck zählte in den Zweigen
die Jahre, alle, zählt die eignen.
Und der Gesang der Nachtigall
im Haselstrauch, der süße Schall:
„Joringel, hol mich! Hol mich heim!“
Aus Rinden rinnt ein herber Seim.
Der klebt das Federkleid von Flügeln,
die sich verletzten an den Zügeln
der Windsbraut, hui, die Winde lenkt.
Der Elfen Gaben sind verschenkt.
Die Hemdchen für die Schwäne sind
geworfen worden in den Wind
Die Flüge geh’n, die Nebel kommen.
Die Heimlichkeiten werden rot.
Und unsre Wünsche sind beklommen.
Das Wolkenkuckucksheim ist tot.
Wer‘ s glaubt, erzittert und erbebt:
Das Wolkenkuckucksheimchen lebt!
Die Nebel steigen mit den Lerchen.
Wenn zwei sich finden, wird’s ein Märchen.
Wie das entsteht?
Wie das wohl geht?
Ein Frosch. Ein Knall. Ein Prinz. Ein Kuss.
Wes nicht des Bleibens ist der muss…
Zum Kuckuck —
weg ist der Bus.
Die Sonn ist gegangen, die Mondinnen prangen,
die Nacht ist ein ebenholzschwarzer Palast.
Und Sirius, prächtig, gebietet allmächtig
den Thronen und Kronen in Glitter und Glast.
Im Ballsaal ist Musik, die Kerzen flimmern,
Juwelen funkeln, Raubtierfelle schimmern.
Wer gab das goldne Ringlein auf den Teller?
Wer nimmt aus einer Nuß das schönstes Kleid?
Es ist aus lauter Prunk und Pracht und heller
als Sonne, Mond und Sterne. Eine Maid,
man nennt sie hold, mit goldenen Pantoffeln,
betritt den Saal, die Flügeltür steht offen,
besetzt von Diamanten und Saphir.
So blendet und verschwendet sich die Pracht
für pures Staunen, Augenschmaus und Gier.
Gestirnt erscheint die Königin der Nacht.
Ein zauberhafter Melodienbogen
verdrängt momentelang den Rausch der Roben.
Die Straußenfächer spreizen sich. Ein Schuh
aus purem Gold hat seinen Fuß gefunden.
Der Ball ist aus. Die Tore gehen zu.
Die weißen Marmortreppen sind gewunden,
und fließen in gemeißelte Alle’n.
Man kann noch die Geschmeide funkeln seh’n,
dann rollen Kutschen durch Zypressenfluchten.
Verspätete, die noch nach etwas suchten,
versäumen jene Pracht, die ohne Prunk
den Tag begrüßt, die Morgendämmerung.
Es zieh’n ihre Runden Planeten, und Stunden
verrauschen, es bauschen sich Roben, es rollt
die Elfenbeinkugel, ein Glück für Sekunden,
die Sterne verborgen frühmorgens ihr Gold.
Markus Boxler, Idee und Umsetzung
Studium Bühnen- und Kostümgestaltung in Graz/Lyon. Seit 1999 zahlreiche Ausstattungen u. a. für Theater am Lend, Next Liberty Jugendtheater, Cirque Noël, Theater am Ortweinplatz, Schauspielhaus Graz und Theater t’eig. 2009 – 2020 Kulturvermittler beim steirischer herbst festival.
Horst Putz, märchenhafte Texte
geb. 1961 in Mürzzuschlag, 1980 Matura, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, Mitglied der freien Theatergruppe „Schaubude Wien“, Radiomacher, freischaffender Künstler, Fotograf, Autor, lebt in Wien und in der Steiermark.
Ulla Klopf, Grafik
Designerin, Illustratorin und Kunstschaffende entlang des roten Fadens „Visual Storytelling als universelle Sprache“. 2015 Gründung der Papeterie Marke und des Design- & Illustrationsstudios PABUKU. Nationale und internationale Lizenzkooperationen, Eigenproduktionen und maßgeschneiderte Projekte.
Elke Murlasits, Vermittlung
geb. 1975 in Graz, Kuratorin und Vermittlerin, Autorin und Künstlerin, Gärtnerin und Mutter. Entwickelte über 100 Vermittlungsformate für den steirischen herbst, u.a. das „Büro der Offenen Fragen“. Seit 2021 ist sie künstlerische Leiterin des Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und halber Kopf von muckemucke!.
Ann Kathrin Hermes, Fotos „Baumgesichter“
Journalistin und Fotografin. Nach Stationen beim „WirtschaftsBlatt“ und „Die Presse“ leitet sie seit 2017 das Digitalressort des Wochenmagazins „News“ und ist Teil der Chefredaktion. Ihre Fotografien sind reduziert und von Einfachheit geprägt, um so das Wesentliche sichtbar zu machen.
Stephanie Liebmann, Presse
Studium der Germanistik und Medienlehrgang an der Universität Graz. Mitglied bei theater t’eig von 2015 bis 2019; 2016 bis 2021 Leitung des Kinder- und Jugendbuch-festivals bookolino und 2020 des Projekts wORTwechsel im Literaturhaus Graz. Seit 2021 Pressemitarbeiterin im Universalmuseum Joanneum.
Lisa Raschhofer, Lichttechnik
geb. in Wien, seit 2019 als selbständige Veranstaltungstechnikerin tätig, in Graz u. a. für Theater am Lend, Theater am Ortweinplatz, Theater Feuerblau, Kristallwerk, Impulsfestival und Kunstverein Roter Keil, sowie national und international für die Festivals HIN & WEG Litschau und Stobi Festival Nordmazedonien, sowie für die JTW Spandau Berlin. Sie ist außerdem ehrenamtliches Mitglied Explosiv Graz.
Gerd Juritsch, Ton
Geb. 1987 in Wolfsberg. Schlossergeselle, Studium der Europäischen Ethnologie (Universität Graz) und Sounddesign (FH Joanneum). Freischaffender Künstler und Musiker. Seit 2022 selbständiger Sounddesigner und technische Leitung im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz.
Pressekontakt:
Stephanie Liebmann
Mail: st.liebmann@gmx.at
Tel: 0664 511 3822
Den Pressetext sowie Bildmaterial zum Download finden Sie hier:
fantastische fenster
Ein Projekt von Markus Boxler
Kaiser Franz Josef Kai 50, 8010 Graz
Wald
Theodor Körner Straße 37, 8010 Graz
Wolkenkuckucksheim
Büro der Nachbarschaften
Kernstockgasse 20, 8020 Graz
Prunk und Pracht
Karlauerstraße 46, 8020 Graz
– Familie Papst –